Jahrzehnte lang hat sich der international bekannte Kunsthistoriker Horst Bredekamp mit dem Werk Michelangelos beschäftigt. Mehrere Vorlesungsreihen hat er an verschiedenen Universitäten zu vielen Aspekten des Oeuvres dieses neben Leonardo bedeutendsten italienischen Renaissance-Künstlers gehalten.
Hier bietet er in einem prachtvoll ausgestatteten Band mit einer üppigen Zahl hervorragender Abbildungen die Summe seines Wissens über Leben und Werk Michelangelos, das Malerei, Skulptur, Architektur und Poesie umfasst.
Horst Bredekamp, Michelangelo
Wagenbach, 978-3-8031-3707-4, 118,00 €
"Ich bin der Narr, der Idiot mit dem Filzhut."
Ein Zitat von Joseph Beuys aus dem Jahr 1984.
Im Mai 2021 wäre der äußerst kreative, produktive und einflussreiche "Narr" 100 Jahre alt geworden und etliche Museen feiern dieses Datum. Vor allem in Düsseldorf hat Beuys als Professor der Kunstakademie Geschichte geschrieben und die dortige Kunstsammlung NRW feiert seinen Geburtstag mit einer großen Ausstellung, die sein Schaffen in Dialog mit heutigen Positionen setzt. Viele Kreative aus diversen Bereichen nehmen Stellung zum Einfluss, den Beuys mit seinen Werken, seinen Aktionen, seinen künstlerischen, gesellschaftlichen und politischen Ideen noch heute ausübt. Darunter bekannte Namen wie Patti Smith, Bob Dylan, Michel Houellebecq, Jenny Holzer oder Greta Thunberg. Mit seinem Diktum "Jeder Mensch ist ein Künstler" hat Beuys nicht nur provoziert, sondern auch eine Brücke zwischen elitärer Kunst und Pop-Kultur, zwischen kulturellem und politischem Leben errichtet.
Das umfangreiche Buch zur Ausstellung bietet spannende Gedankenbrücken von Joseph Beuys in alle Bereiche unseres heutigen Lebens.
Jeder Mensch ist ein Künstler
Kosmopolitische Übungen mit Joseph Beuys
Hatje Cantz, 978-3-7757-4865-0, 48,00 €
Zu Lebzeiten und auch noch lange danach galt sie als "Artist´s Artist" und ihre Gemälde als Geheimtipp unter Kennern. Florine Stettheimer wurde 1871 in Rochester, New York geboren, verbrachte aber ihre Kindheit und Jugend in Stuttgart und Berlin. Als junge Frau kehrte sie nach New York zurück und begann dort ihre künstlerische Karriere. Finanziell war sie unabhängig und konnte es sich leisten, nach nur einer einzigen Ausstellung dem Galeriebetrieb den Rücken zu kehren. Allerdings veranstaltete sie regelmäßig Feste und war mit der gesamten New Yorker Kunstwelt der 20er und 30er Jahre befreundet. Sie widmete sich u.a. Themen der Alltagswelt wie Straßenszenen, Kaufhäusern, Schönheitswettbewerben und dem Broadway. Mit Marcel Duchamp war sie eng befreundet. Nach ihrem Tod 1944 begeisterte sich u.a. Andy Warhol für ihre Bilder, die so auch zu Wegbereitern der Pop Art wurden.
Ein sorgfältig gestalteter kleiner Band zum Kennenlernen dieser sehr besonderen Künstlerin.
K. Althaus/S. Böller, Florine Stettheimer
Klinkhardt & Biermann, 978-3-943616-76-7, 12,90 €
Ebenso wie in Büchern Gemälde beschrieben werden, tauchen in vielen Gemälden auch Bücher auf. Das taten sie schon vor der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg, aber seitdem ist das dargestellte Spektrum der Buch- und Leseszenen natürlich um ein vielfaches angewachsen. Waren es ursprünglich fast ausschließlich die Heiligen Schriften der Bibel, die im Bild klare Zusammenhänge herstellten, tauchen ab der Renaissance auch naturwissenschftliche Schriften, Atlanten und medizinische Traktate als anspielungsreiche Bildmotive auf. Im 18. und 19. Jahrhundert sind es schließlich auch die ambivalenten Verführungskünste der "galanten Literatur", die mancher Porträtist mit durchaus erotischer Konnotation in seinen Bildern in Form eines aufgeschlagenen Buches andeutet. Da blättern leicht bekleidete Schönheiten mit errötenden Wangen in ihren Liebesromanen und der Betrachter erhält Einblick in intime Szenen, an denen das Buch nicht ganz unschuldig ist.
Ein reich illustriertes und klug recherchiertes Buch, das von der Frührenaissance bis zur klassischen Moderne jede Menge eindrucksvolle Bildbeispiele bietet.
Camplin/Renauro, Von Büchern in Bildern
Hatje Cantz, 978-3-7757-4595-6, 32,00 €
Eine der sensationellsten Wiederentdeckungen der jüngeren Kunstgeschichte sind die Gemälde von Hilma af Klint.
Die schwedische Malerin lebte von 1862 bis 1944 und erfand sozusagen die abstrakte Malerei. Bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts machte sie mit Pinsel und Farbe auf Leinwand das Unsichtbare sichtbar und malte großflächige "Geist-Bilder". Inspiriert u.a. von den Schriften und Vorträgen Rudolf Steiners entfernte sie sich in ihrer Malerei weit von allen gängigen Strömungen und Moden, was dann allerdings zur Folge hatte, dass ihre Kunst bei den Zeitgenossen überwiegend auf Unverständnis stieß. Erst viele Jahrzehnte nach ihrem Tod kam ihr Werk in den vergangenen 20 Jahren zu Ehren und begeistert heute viele Museumsbesucher.
Philipp Deines hat den bemerkenswerten Lebens- und Schaffensweg Hilma af Klints in einer großformatigen Graphic Novel zu Papier gebracht.
Absolut sehens- und lesenswert!
Philipp Deines, Die 5 Leben der Hilma af Klint
Hatje Cantz, 978-3-7757-5152-0 , 28,00 €
Was die schnelle Wissensvermittlung angeht, hat das Internet heute anderen Medien den Rang abgelaufen. Allerdings ist es auch im digitalen Zeitalter noch etwas ganz anderes, ein gut gemachtes Buch in der Hand zu halten und darin zu blättern, als vor dem Bildschirm nach Informationen zu googeln. Umso mehr gilt das für ein so sorgfältig und nach allen Regeln der "schwarzen Kunst" hergestelltes Buch wie den Faksimiledruck einer der berühmtesten Renaissance-Handschriften.
Der Buchdruck hatte längst seinen Siegeszug angetreten, als der Kalligraph Georg Bocskay 1561 begann, für Kaiser Ferdinand I. eine ausgiebige Textsammlung auf Pergament zu schreiben, wobei er jede Seite mit einer anderen reich verzierten Schriftart gestaltete. Erst viele Jahre nach dem Tod des Kalligraphen wurden dessen Texte schließlich kongenial vom besten Illustratoren seiner Zeit, dem Niederländer Joris Hoefnagel malerisch ergänzt und auf künstlerisch höchstem Niveau vollendet. Hier eine Beispielseite.
Diese Faksimileausgabe ist eines der schönsten Geschenke, die ein bibliophiler Mensch sich nur wünschen kann.
Mira Calligraphiae Monumenta
Eine kalligraphische Handschrift des sechzehnten Jahrhunderts
Hatje Cantz, 978-3-7757-4752-3, 78,00 €